Startups in der HR-Branche: Yacine Coco und Magdalena Enzinger von TalentRocket

Links: Yacine Coco, Rechts: Magdalena Enzinger
Das neue Jahr ist schon wieder in vollen Zügen und insbesondere XING und Glassdoor halten die Personalerlandschaft auf Trab. Da zu diesen Themen jedoch schon so viel geschrieben wurde, möchte ich mich heute lieber schöneren Seite der HR-Branche widmen - meine Serie über Start-Ups in der HR-Branche geht in die nächste Runde. Diesmal mit einer Premiere, da ich gleich zwei Interviewpartnerinnen auf einmal habe. Magdalena Enzinger und Yacine Coco - Gründer und Geschäftsführerinnen von TalentRocket.


Tim Verhoeven: Erzählt uns kurz, wie es dazu kam, dass ihr TalentRocket ins Leben gerufen habt.

Magdalena Enzinger: Während meines Jurastudiums habe ich bemerkt, wie schwierig es ist, sich über zukünftige Berufsmöglichkeiten und potenzielle Arbeitgeber zu informieren. Gerade im Jurastudium hat man oft sehr wenig Zeit neben der Prüfungsvorbereitung und die Career Center der Unis sind leider oft verstaubt und nicht sehr hilfreich bei der Jobsuche. Wer will zu Online-Zeiten in alten Ordnern nach Stellenangeboten suchen?

Screenshot von TalentRocket.de
Yacine Coco: Außerdem hinkt der juristische Stellenmarkt im Vergleich zu anderen Branchen im Online-Bereich hinterher. So hatten wir die Idee, eine innovative Jura Karriereplattform zu schaffen, auf der sich Kanzleien und Unternehmen als attraktive und moderne Arbeitgeber präsentieren können. Den Nachwuchsjuristen ermöglicht www.talentrocket.de auf einen Blick alle relevanten Informationen über die Arbeitgeber zu finden. Da Kriterien wie Teamatmosphäre und Weiterbildungsmöglichkeiten eine immer wichtigere Rolle bei der Arbeitgeberwahl spielen, versuchen wir auch diese so gut wie möglich in den Unternehmensprofilen abzubilden. Zum Beispiel über Interviews mit den Partnern oder der Beschreibung eines typischen Arbeitstags.

Tim Verhoeven: War es von Anfang an der Plan, das Portal zu kommerzialisieren? Hattet ihr von Anfang an einen Business-Plan?

Magdalena Enzinger:  Wir sind von Anfang an sehr methodisch vorgegangen. Das heißt wir haben vor unserem Start zahlreiche Interviews mit Kanzleien, Universitäten und Jurastudenten- und absolventen geführt, um zu sehen, wie unsere Idee von der Zielgruppe aufgenommen wird. Daraus haben wir dann einen Businessplan erstellt mit dem wir von Beginn an am LMU Entrepreneurship Center gefördert wurden, was eine tolle Initiative für junge Gründer ist.

Tim Verhoeven: Wie habt ihr euch finanziert bzw. am Anfang über die Runden gehalten insb. als erste regelmäßige Kosten auftraten?

Yacine Coco:TalentRocket ist eigenfinanziert, das heißt für uns war es wichtig von Anfang an relevanten Umsatz zu machen. Wir hatten aber auch im ersten halben Jahr durch die Aufnahme am LMU Entrepreneurship Center die Möglichkeit dort ein Büro und Infrastruktur zu nutzen, was unsere Fixkosten gering gehalten hat.

Tim Verhoeven: Welche unternehmerischen Meilensteine gab es bei euch?

Yacine Coco: Als die Plattform 2012 live ging, war das definitiv ein besonderer Moment. Auch den Verkauf unseres ersten Arbeitgeberprofils haben wir gefeiert.

Magdalena Enzinger: Im Frühjahr 2013 haben wir dann einen Relaunch der Seite vollzogen und entwickeln nun die Plattform sowie unser Konzept kontinuierlich weiter. Aktuell sind wir über zehn Mitarbeiter und haben über 50 Kunden, darunter auch namhafte Kanzleien wie Freshfields, Hengeler Mueller oder Linklaters. Es ist toll zu sehen, wie sich unser Start-up weiterentwickelt hat und mittlerweile zu einem kleinen Unternehmen geworden ist.

Tim Verhoeven: Gibt es Dinge, die ihr im Nachhinein anders machen würdet?

Yacine Coco:Ein paar Dinge würden wir heute sicher anderes machen, aber wer keine Fehler macht, lernt auch nicht daraus! Insgesamt sind wir aber mit der Entwicklung sehr zufrieden.

Tim Verhoeven: Inwieweit habt ihr euch beraten lassen zu den ganzen "Formalitäten" einer Gründung?

Magdalena Enzinger:  Zu Beginn unserer Gründung waren wir Teil des oben schon öfters erwähnten LMU Entrepreneurship Centers und konnten hier wertvolle Erfahrungen mit anderen Start-Up-Unternehmen austauschen. Auch durch das Gründerinnen-Mentoring der Hypovereinsbank, das wir gewonnen haben, haben wir tolle Unterstützung in sämtlichen Gründungsfragen erhalten.

Tim Verhoeven: Wie schwer war es anfangs andere von eurer Geschäfts-Idee zu überzeugen?

Yacine Coco: Wir haben sowohl von ersten Mitarbeitern als auch unseren Mentoren immer sehr positives Feedback zu unserer Idee bekommen. Eine Herausforderung waren allerdings manche Kanzleien. Einige halten sehr an veralteten Bewerbungsprozessen fest und können sich mit Online noch nicht so recht anfreunden. Dem steht aber natürlich entgegen, dass junge Juristen nach Jobs und potentiellen Arbeitgebern ganz klar im Internet suchen. Hier mussten wir teilweise etwas Pionierarbeit leisten, um die beiden zusammenzuführen.

Tim Verhoeven: Was würdet ihr einem Absolventen raten, der ein Startup in der HR-Branche gründen möchte?

Magdalena Enzinger: Dranbleiben! Ein Start-Up zu gründen, erfordert ein sehr hohes Durchhaltevermögen und ist natürlich auch mit Rückschlägen verbunden. Aber die gewonnen Erfahrungen und der Spaß an der Arbeit sind die Mühe wert! Außerdem gibt es gerade in der HR-Branche noch viel Platz für neue Ideen, da auch in diesem Bereich gerade ein starker Umbruch stattfindet.

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