Start-Ups in der HR-Branche: Max Weber von GradeView

Heute mitten aus meinem Weihnachtsurlaub auf den Kanaren :-) Heute geht es mal um ein komplett anderes StartUp, welches auf den zweiten Blick eine Menge mit Whatchado gemeinsam hat. Es war im ersten Moment nicht kommerziell geplant, es basiert auf einer Idee - und wuchs dann um diese Idee herum: GradeView. Dazu interviewe ich Max Weber, einen der beiden Gründer von GradeView - einem Vergleichsportal für die eigenen Hochschulnoten und gleichzeitig auch ein Arbeitgeber-Bewertungsportal / Employer Branding-Portal. Wie das funktionieren kann - lest selbst.
Tim Verhoeven: Hallo Max, erzähl uns kurz, wie es dazu kam, dass du GradeView ins Leben gerufen habt.

Max Weber: Im Bachelor bzw. Master zählt ab der ersten Klausur jede Note in die Abschlussnote mit hinein. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Studierende ihre Noten, wie auch ich damals, mit einem Excelsheet verwalten. Auch ist es im Studium nicht anders als in der Grundschule: Man interessiert sich nicht nur für seine eigenen Noten, sondern möchte immer auch wissen, wie man im Vergleich dasteht.
Neben Noten, interessiert man sich natürlich auch für Fragen wie "Wie viel Praxiserfahrung haben meine Kommilitonen?" oder "Wie lange waren meine Kommilitonen im Ausland". Somit war die Idee für GradeView geboren: Einem Tool, mit dem Studierende im ersten Schritt ihre Noten verwalten und im zweiten Schritt sich mit ihren Kommilitonen vergleichen.

Tim Verhoeven: War es von Anfang an der Plan, das Portal zu kommerzialisieren? Hattest du von Anfang an einen Business-Plan?

Max Weber: Ganz am Anfang stand das Produkt ohne Kommerzialisierung da. Wichtig war für uns zunächst ein Produkt zu schaffen, das im Kern die Bedürfnisse der Studierenden erfüllt. Denn ohne zufriedene Studierende, macht auch eine Kommerzialisierung keinen Sinn. Nachdem wir festgestellt haben, dass Studierende GradeView gut finden und auch regelmäßig verwenden, haben wir uns der Monetarisierung von GradeView gewidmet, womit auch der Business-Plan entstanden ist. Mittlerweile bezahlen Unternehmen dafür, dass sie bzw. ihre Stellenanzeigen regelmäßig und mobil bei Studierenden vorgeschlagen werden, die ihrer Zielgruppe entsprechen. (Studiengang, Region, Studienfortschritt, Praxis- und Auslandserfahrung etc.).

Tim Verhoeven: Wie hast du dich finanziert bzw. am Anfang über die Runden gehalten insb. als erste regelmäßige Kosten auftraten?

Max Weber: Zum einen waren wir von Anfang an sehr lean aufgebaut, wodurch die Kosten verhältnismäßig moderat ausgefallen sind. Glücklicherweise hatten wir selbst auch noch den ein oder anderen Euro auf der Seite, sodass wir die Kosten gut abfedern konnten. Inzwischen haben wir zahlende Kunden und eine erste externe Finanzierung erhalten.

Tim Verhoeven: Welche unternehmerischen Meilensteine gab es bei dir?

Max Weber: Unsere Meilensteine:
  • Von der Idee bis bis zur ersten Umsetzung. Ideen gibt es sehr viele... die meisten werden nie umgesetzt. 
  • Proof of Concept: Schon knapp 2 Prozent aller Bachelor & Masterstudierenden in Deutschland und renommierte Unternehmen nutzen GradeView 
  • "Zertifizierung" von CHIP Online: "Die Web-App GradeView ist ein klasse Dienst für alle Bachelor- und Masterstudenten, [...]. Dank der durchdachten Gestaltung des Tools funktioniert die Handhabung intuitiv und macht richtig Spaß." 

Tim Verhoeven: Gibt es Dinge, die du im Nachhinein anderes machen würdest?

Max Weber: Hinterher ist man immer schlauer :D Rückblickend hätten wir schon früher mit dem Netzwerken beginnen sollen. Kontakte öffnen viele Türen, die ansonsten verschlossen bleiben.


Tim Verhoeven: Inwieweit hast du dich beraten lassen zu den ganzen "Formalitäten" einer Gründung?

Max Weber: Wir waren in der glücklichen Lage, sehr früh in unserer Gründung vom Entrepreneurship Center der LMU gefördert zu werden. Dort wurden wir im Rahmen von persönlichen Coachings und externen Gastvorträgen gut geleitet und beraten. Aber auch heute halten wir es für sehr wichtig, uns immer wieder beraten zu lassen. Aber nicht nur zu Formalitäten, sondern auch zu unserem Tagesgeschäft: Wenn jemand gerne Mentor von GradeView werden möchte.... :)

Tim Verhoeven: Die HR-Branche ist dominiert von vielen sehr großen "Platzhirschen" - wie hast du es geschafft als "kleiner Fisch" B2B-Kunden zu werben?

Max Weber: Ja, das ist richtig. Erfreulicherweise haben wir aber festgestellt, dass die HR-ler relativ offen für Neues sind. Wenn man hier ein wenig "frech" auftritt und es schafft die Aufmerksamkeit zu bekommen, dann lassen sich auch B2B-Kunden ins Boot holen. Natürlich gehört auch Hartnäckigkeit und Glück dazu. Mit jedem weiteren Unternehmen das onboard ist, fällt es auch wieder leichter, andere von den Vorteilen von GradeView zu überzeugen.

Tim Verhoeven: Wie schwer war es Anfangs andere von deiner Geschäfts-Idee zu überzeugen?

Max Weber: Am Anfang ist man immer der größte Spinner. Ein guter Bekannter von mir, dem ich als Ersten von der Idee erzählte, sagte mir: „Das ist die schlechteste Idee, die du jemals gehabt hast.“ Speziell am Anfang einer Idee muss man sehr hartnäckig sein. Aber je mehr Studierende sich registrieren, inzwischen sind es 5.000 pro Monat, und je mehr Unternehmen GradeView einsetzen, um Studierende gezielt auf sich aufmerksam zu machen, desto leichter wird es Mitarbeiter und Investoren zu überzeugen.

Tim Verhoeven: Was würdest du einem Absolventen raten, der ein Startup in der HR-Branche gründen möchte?

Max Weber: 
1. Sich so früh wie möglich ein Netzwerk aufzubauen.
2. Sich so früh wie möglich mit anderen Gründern in der HR-Branche auszutauschen.
3. Einen langen Atmen zu haben.

Kommentare

  1. Hi Max,
    Wenn sich GradeView tatsächlich weiter entwickelt, sehe ich hier durchaus Chancen, eine echte Alternatve zu Kununu zu werden. Der Laden verliert meiner Erfahrung nach immer mehr an Qualität, seit der Übernahme durch XING. Da Kununu aber stärker auf Absolventen/Professionals setzt, sehe ich hier noch einen Vorteil. Ist es das Konzept von Gradeview auch irgendwann mal auf eine andere Zielgruppe aufzusatteln?
    Vg
    Marc

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    1. Hi Marc,
      danke für deinen Kommentar. Tatsächlich entwickelt sich GradeView munter weiter - inzwischen sind über 30.000 Studierende registriert.
      Eine Erweiterung der Zielgruppe ist geplant, mehr möchte ich aber noch nicht verraten ;-)

      Einen guten Start in´s neue Jahr und viele Grüße
      Max

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  2. Mit 30.000 Studierende kann man auf der Webseite wirklich nützliches Hochschulmarketing betreiben und gleichzeitig für sein eigenes Unternehmen gutes Personal angeln.

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